Konrad Sommer: Biografie
Konrad Sommer wurde am 9. November 1915 in München-Schwabing geboren. Er war der zweite Sohn des
Schlossermeisters Tobias Sommer aus München und der Hausfrau Maria Sommer, geb. Bauer, aus Freising.
Die Eltern wohnten zu dieser Zeit in der Marschallstraße 22 a. Nachdem der Vater ein Haus in München-Moosach
in der Haldenberger Str. 10 erbaut hatte, lebte Sommer seit dem 11. Lebensjahr bis zu seinem Tode dort.
Ab 1926 besucht er die Moosacher Volkshauptschule. Als Linkshändler zeichnete und malte er lebenslang mit links,
musste aber aufgrund der damaligen Erziehungsmethoden mit rechts schreiben lernen. Mit 15 Jahren beginnt er
am 1. Mai 1930 eine Ausbildung als Chemigraf an der Fachschule für „Photographen, Chemigraphen,
Kupfer- und Tiefdrucker“ in der Pranckhstr. 2, München-Maxvorstadt. Parallel dazu beginnt er 1931 eine
vierjährige Lehrausbildung als Chemigraf in den Sparten Metallretusche, Strich-, Autotypie- und
Farbätzerei bei der Graphischen Kunstanstalt Brend‘Amour, Simhart & Co, die er im April 1935 beendet.
Sein Lehrzeugnis hebt sein ruhiges Wesen und seine Freude am Beruf hervor.
Bis zu seinem Wehrdienstantritt im November 1937 arbeitet Sommer bei dieser Firma.
Die Chemigrafie ist ein heute ein ausgestorbener Berufszweig des damals angewandten Buchhochdrucks.
Bei dieser Technik wurden die für den Mehrfarbendruck notwendigen Druckklischees durch Einätzen der Vorlage
in Metallplatten hergestellt. Die Wahl des Berufes dürfte mit der früh hervorgetretenen künstlerischen Begabung
Sommers in Verbindung stehen. Bereits als Jugendlicher zeichnete und aquarellierte er in seiner Freizeit.
Daneben war Akkordeonspielen seine Lieblingsbeschäftigung, und diese musikalische Bildung übte großen
Einfluss auf seine gestalterischen und künstlerischen Fähigkeiten aus. Zudem war er sehr sportlich,
und neben dem Wandern liebte er vor allem Schlittschuhlaufen und Skifahren.
Seit November 1937 leistete Sommer seinen zweijährigen Wehrdienst.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er wie sein Bruder Otto unmittelbar als Soldat eingesetzt. Letzerer fiel
während des Frankreichfeldzugs im Mai 1940, ein schwerer Schlag für die gesamte Familie.
1941 konnte Konrad Sommer die Wehrmacht verlassen, da man ihn aufgrund seiner
Fähigkeiten als Anzeichner in der Rüstungsindustrie einsetzen wollte. Im Januar 1941
trat er eine Stelle bei der Firma Krauss-Maffei in München an, wo auch sein Vater tätig war.
Ende des Jahres 1941 lernte der 26-jährige Konrad Sommer beim Schlittschuhlaufen im Münchener
Prinzregentenstadion die 17-jährige Antonie Rieder kennen, die am 14. August 1924 in Salzberg
(heute ein Ortsteil von Berchtesgaden) zur Welt gekommen war und als Hausangestellte in München arbeitete.
Kurz nach dem Kriege, am 10. Oktober 1945, heirateten die beiden standesamtlich in München und zogen zu den
Eltern in die Haldenberger Straße 10. Antonie Sommer gab ihren Beruf als Haushälterin auf und übernahm
die Pflege der schwerkranken Mutter Maria Sommer, die an Multipler Sklerose litt. Konrad Sommer setzte
seine Tätigkeit als Chemigraf bei der Graphischen Kunstanstalt Brend‘Amour, Simhart & Co in München fort,
die er jedoch auf eigenen Wunsch im März 1947 beendete.
Anschließend war er über zwei Jahre hinweg ohne Anstellung und versuchte sich vergeblich eine
Existenz als freier Künstler aufzubauen.
In diesen Zeitraum fällt seine Aufnahme im Berufsverband Bildender Künstler München und Oberbayern e.V. mit der Nummer 4137.
Seine Mitgliedschaft beginnt am 25. Januar 1947 und endet am 28. Februar 1954. Die im Jahre 1945 gegründete
Künstlervereinigung existiert noch heute. Auf Sommers Mitgliedskarte finden sich folgende Einträge: „qualifiziert als Maler“,
„Zeichenschule 1 Jahr (1932) privat“ und „Austritt aus finanzieller Notlage“. Von Dezember 1949 bis April 1953 arbeitet
er erneut als Chemigraf und Farbätzer bei der Firma Jh. Roth sel. Ww (=Witwe) Graphische Kunstanstalt.
Nach dem Tod der Mutter des Künstlers am 6. August 1952 konnte das Ehepaar mehr Zeit für gemeinsame Ausflüge nutzen, da die aufwendige
Pflegearbeit fortfiel. Die beiden lebten weiterhin mit dem Vater Tobias zusammen, doch sooft wie möglich unternahmen sie Tagesausflüge
mit dem Rad in die nähere Umgebung, etwa in das Dachauer und das Freisinger Moos, zu den Osterseen, nach Gauting, entlang der
Isar und der Amper, ins Mühltal bei Starnberg und in die Alpen. Manchmal standen sie in der Nacht auf, um noch vor anderen Besuchern
in der freien Natur sein zu können. Diese Ausflüge boten Sommer während seines gesamten künstlerischen Schaffens die Möglichkeit,
Zeichnungen und Aquarelle anzufertigen, die er im Atelier als Anregung für seine Gemälde nutzte.
Jedes Jahr machte das Ehepaar Sommer eine größere Urlaubsreise in die Alpenländer oder auch nach Italien und
Südfrankreich. Bis Anfang der sechziger Jahre waren sie dabei mit dem Rad unterwegs, danach bis 1984 mit einem VW-Käfer,
wodurch sich der Radius der Reisen und Unternehmungen wesentlich erweiterte. Stets nahmen sie ein Zelt zum Campen und
Verpflegung mit. Bei den Wanderungen trug Antonie Sommer den Proviant, während Konrad Sommer Material zum Aquarellieren
und Zeichnen sowie eine Kamera und Schwarz-Weiß-Filme mit sich führte. Der Künstler zeichnete, aquarellierte und fotografierte und
hielt viele seiner Eindrücke in einem dieser Medien fest, um danach im Atelier Gemälde zu fertigen.
Am 31. August 1959 trat Sommer beim Münchener Heering-Verlag eine Stelle als Chemigraf an und blieb dort
14 Jahre bis zum 31. Dezember 1973, als die chemigrafische Abteilung aufgelöst wurde. Sommers Zeugnis hebt
sein hervorragendes Farbempfinden hervor. Danach erhielt er zunächst Arbeitslosengeld, dann
Arbeitslosenunterstützung und konnte sich seiner künstlerischen Neigung intensiver widmen als zuvor.
So wurden die siebziger Jahre zu seiner produktivsten Schaffenszeit, was sich aus der Vielzahl von
datierten Arbeiten ablesen lässt. Am 20. Dezember 1974 verstarb der Vater Tobias. Von da an lebte das
Ehepaar allein im Haus in München-Moosach. Ab dem 1. Dezember 1976, nach Vollendung seines
61. Geburtstages, erhielt Sommer ein Altersruhegeld und war damit berentet.
Da die Eheleute über einen großen Garten verfügten, nutzten sie die Möglichkeit,
Gemüse und Obst anzubauen, und lebten einfach und zurückgezogen.
1984 verschlechterte sich das Sehvermögen von Konrad Sommer an beiden Augen auf Grund von einsetzendem Grauen Star. Er unterzog
sich einer Operation am rechten Auge, die leider misslang und zum Verlust eines Augenlichtes führte. Er entschloss sich
das Risiko einer Operation am linken Auge nicht einzugehen, doch nahmen die Sehbehinderungen dort zu.
Wegen dieser Einschränkung gab er das Entwickeln von Schwarz-Weiß-Fotografien auf, führte aber das Zeichnen, Aquarellieren
und Malen bis 1997 weiter fort. In der Zeit zwischen 1984 und 1997 entstand das Alterswerk, in dem er seine großartigsten
malerischen Schöpfungen fertigte. Ab 1997 gibt es keine datierten Aquarelle mehr,
weshalb es fraglich ist, ob er noch bis zur vollständigen Erblindung 1999 künstlerisch arbeitete. Sommer bezog nun eine
Blindenrente. Das Haus und der Garten waren von nun an seine einzige Aufenthaltsstätte, sein musikalisches Spiel auf dem
Akkordeon führte er bis in sein letztes Lebensjahr fort. Am 8. September 2012 verstarb der Künstler und wurde auf dem
Münchener Westfriedhof begraben. Seine Frau Antonie Sommer
verwaltete den Nachlass und verteilte ihn, bevor sie im Haus in der Haldenberger Straße am 23. Juli 2021 verstarb.